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KAB Gesundheitstag – Von der Zukunft der Krankenhäuser im ländlichen Raum

Die ungewissen Zukunft der Krankenhäuser, vor allem im ländlichen Raum, treibt die Menschen um. Das zeigt die Teilnehmerzahl des KAB-Gesundheitstages im Sportheim in Kasing. Bis auf den letzten Platz war das dortige Sportheim besetzt. Geladen hatten der KAB-Diözesanverband zusammen mit seinen Kreisverbänden Vohburg und Kelheim.

Die KAB hatte als Referenten den ehemaligen Vorstand des Krankenhauses Sulzbach-Rosenberg Herrn Wolfgang Emmerich vom Bündnis Klinikrettung geladen. Könnte ein Abrücken von der Fallpauschalen hin zu einer Selbstkostendeckung die Schließen der Krankenhäuser verhindern? Herr Emmerich erkläre hierzu: „Eindeutig ja. In 115 bayrischen Postleitzahlregionen erreichen schon jetzt die Einwohner ein nächstgelegenes Allgemeinkrankenhaus nur noch nach mehr als 30 oder gar 40 Minuten Fahrzeit.“ Jede Bürgerin und jeder Bürger kann sich mit dem GKV Simulator des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenhäuser bewusst machen, welche Fahrzeiten erst recht dann zurückgelegt werden müssen, wenn das nächstliegende Krankenhaus geschlossen wird. Die aktuell geplante Krankenhausreform der Bundesregierung hat für Bayern zudem weitere massive Auswirkungen. Lediglich 58 Krankenhäuser incl. Universitätskliniken werden nach der Reform noch eine hochwertige klinische Medizin anbieten. Zukünftig, so die Planungen, dürfen die kleinen und vor allem die Häuser im ländlichen Bereich nur noch eine klinische Basisversorg, den sogenannten Level 1, anbieten. Wichtige klinische Angebote bayerischer Allgemeinkrankenhäuser wie Kardiologie, Herzkathetermessplatz, Unfallchirurgie und Orthopädie bleiben dann nur noch den Ballungszentren vorbehalten. Aufgrund fehlender oder unbesetzter Kassensitze in ländlichen Regionen Bayerns haben die Allgemeinkrankenhäuser für diese und andere Fachgebiete vielfach auch die ambulante medizinische Versorgung übernommen. „Damit droht der Zusammenbruch ländlicher fachärztlicher Versorgung im Gesamten, sowohl ambulant als auch stationär, so Klaus Emmerich.

 

„Damit uns bewusst wird welche negativen Folgen für die Lebensqualität eine Krankenhausschließung mit sich bringt hatten wir zudem Petra Pflaum von der Bürgerinitiative ‚Unser Herz schlägt für das Hersbrucker Krankenhaus‘ eingeladen“, so Willi Dürr der Sprecher des KAB-Diözesanverbandes.

Das Klinikum Hersbruck wurde nämlich am 1. Juni 2019 geschlossen. „Die Auswirkungen auf die medizinische ambulante Direktversorgung wurde sehr schnell spürbar,“ erläuterte Petra Pflaum den über 60 Gästen der Veranstaltung. „Nach der Schließung unseres Krankenhauses, haben allein neun Fachärzte Hersbruck verlassen. Zudem fehlen die Assistenzärzte als niedergelassene Nachwuchsmedinziner in der Region.“ In der Vergangenheit hatten viele Assistenzärzte nach ihrer Zeit im Krankenhaus Hersbruck Facharztpraxen in der Region. Obwohl politisch anders angekündigt wurde die Bereitschafspraxis ersatzlos gestrichen. Das macht die Wege im Notfall weiter. Nicht nur Patienten müssen weitere Wege auf sich nehmen, auch die familiäre Betreuung durch Angehörige ist nun schwieriger.

Ebenso hat das pflegerische Personal Federn gelassen. Viele von Ihnen waren zuvor über 20 Jahre im Hersbrucker Klinikum beschäftigt gewesen. Ein großer Teil davon arbeitet nun noch in Teilzeit oder hat den Beruf verlassen. Gerade in der aktuellen Situation des Pflegenotstandes ist dies kontraproduktiv.

 

Zu den viele Nachfragen aus dem Publikum nahmen die beiden Referierenden am Nachmittag Stellung. Einig waren sich alle Beteiligten: „Will Bayern die Landflucht tatsächlich stoppen, muss es die medizinische und pflegerische Versorgung im ländlichen Raum ausbauen.“ „Für die KAB bleibt die Krankenhausversorgung eine Frage des Gemeinwohls, welches nicht nur Grundlage unseres Sozialverbandes oder der Katholischen Soziallehre, sondern letztlich unseres ganzen Staates ist“, so Diözesanpräses Pfarrer Stephan Rödl.

 

 

Text & Bilder: Markus Nickl